„Zum 30. Juni 2022 verzeichnen die Kammern der Freien Berufe 25.469 neue Ausbildungsverträge, ein Plus von 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt. Dieser Wert liegt zudem über dem des Vor-Corona-Jahres 2019 (24.808). Eine beachtliche Leistung der ausbildenden Freiberuflerinnen und Freiberufler sowie deren Kammern und Verbände“, so BFB-Präsident Friedemann Schmidt zu den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen bei den Freien Berufen.
Und sagt weiter: „Das sind zuversichtlich stimmende Vorboten für das Ausbildungsjahr 2022/2023, das in Kürze startet, und spricht für den unverminderten Fachkräftebedarf. Wir Freiberuflerinnen und Freiberufler brauchen gut qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sichern uns mit unserem hohen Ausbildungsengagement die Fachkräfte von morgen. Das liegt in unserem ureigenen, aber auch im allgemeinen Interesse: Wir sind der Schlüssel für die gelingende Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft und leisten unsere Beiträge für die großen Zukunftsaufgaben: Ob Energiewende und Klimaschutz, die Schaffung bezahlbaren Wohnraums, aber auch die Versorgung einer immer älter werdenden Bevölkerung im Zuge des demografischen Wandels, ohne uns gibt es keinen Fortschritt.
Diese Zahlen machen uns allen Mut – auch denjenigen, die aus der Ukraine zu uns flüchten. Gerade für diejenigen, die eine Ausbildung bei uns Freien Berufen machen oder unsere Praxen, Kanzleien, Büros und Apotheken bei einem Praktikum kennenlernen wollen, hält unser Jobportal Angebote bereit. Bei uns sind Talente gefragt und werden geschätzt. Die duale Ausbildung bietet vielversprechende Perspektiven und ist überdies ein wertvoller Schritt zur Integration – in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft. Gerade bei uns Freien Berufen können junge Menschen als Auszubildende in Berufen, in denen sie viel mit Menschen zu tun haben, mit einer zusätzlichen Sprache und ihrer interkulturellen Kompetenz punkten. Chancen, die ergriffen werden: Mit rund 18,3 Prozent weisen wir Freien Berufe den höchsten Ausländeranteil unter allen Ausbildungsbereichen auf.
Wir dürfen keine Jugendliche, keinen Jugendlichen verloren geben. Hierfür müssen Politik und Ausbildende gemeinsam die entscheidenden Weichenstellungen identifizieren. Grundsätzlich sollte anerkannt werden, dass es einen Bewerberinnen- und Bewerbermangel und keinen Mangel an Ausbildungsplätzen gibt. Allein im letzten Jahr blieben 5.000 Ausbildungsplätze bei den Freien Berufen unbesetzt. Insofern setzt die geplante Ausbildungsgarantie am falschen Ende an. Das Gegenteil ist geboten: Wir brauchen mehr Wertschätzung für diejenigen, die ausbilden, auch indem wir sie entlasten, damit sie sich um das kümmern können, worum es geht: Jungen Menschen den Einstieg in eine perspektivreiche Erwerbsbiografie zu ermöglichen.
Besonders die steigenden Abbruchquoten in der Berufsausbildung werden zunehmend zu einer Herausforderung. Diesem Problem kann durch eine frühzeitigere und intensivierte Berufsorientierung über alle Schulformen hinweg und durch vermehrte Schülerinnen- und Schülerpraktika begegnet werden. Auch Eltern sollten dabei gezielter angesprochen und besser eingebunden werden. Überdies sollten bestehende erfolgreiche Programme wie beispielsweise ‚Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen‘ verstetigt werden.“