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Schmidt: „Freie Berufe werden als Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber immer wichtiger.“

„Erstmals arbeiten mehr als sechs Millionen Menschen bei den Freien Berufen oder sind selbst selbstständige Freiberuflerin oder selbstständiger Freiberufler. Besonders erfreulich ist, dass sich die Freien Berufe als attraktive und zuverlässige Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nicht nur behaupten konnten, sondern immer bedeutender werden. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kletterte binnen eines Jahres um 3,2 Prozent von 4.071.000 auf 4.203.000 Personen. Mittlerweile arbeitet rund jede, jeder Achte bei einer Freiberuflerin, einem Freiberufler. Zwischen 2015 und 2019 war es rund jede, jeder Zehnte“, so BFB-Präsident Friedemann Schmidt.

Und sagt weiter: „Auch die Zahl der Auszubildenden legt nochmals leicht zu. Für die ausbildenden Freien Berufe und deren Kammern und Verbände ist dies eine verdiente Anerkennung und zugleich Ansporn, sich weiter zu engagieren. Allerdings stagniert die Zahl der selbstständigen Freiberuflerinnen und Freiberufler erstmals. Dies gründet insbesondere darin, dass sich der Arbeitsmarkt zu einem Arbeitnehmermarkt wandelt, was die Bereitschaft zur Selbstständigkeit dämpft und den Trend hin zum Angestellten-Dasein verstärkt. Dies auch, weil wirtschaftliche Risiken gerade in konjunkturellen Schwächephasen und angesichts eines hohen Kostenniveaus mehr und mehr abschrecken. Ebenso ist auch der ohnehin gravierende Fachkräftemangel gekoppelt an eine zusätzlich hohe Arbeitsbelastung hinderlich. Darüber hinaus spielen zwei weitere Faktoren hier hinein. Zum einen der demografische Wandel: Es scheiden schlichtweg mehr Menschen auch aus der freiberuflichen Selbstständigkeit aus, was die Nachfolgeproblematik verschärft. Zum anderen lässt die Gründungstätigkeit grundsätzlich nach.

Hier gegenzusteuern, ist Aufgabe der Politik wie auch der Bildungseinrichtungen und Professionen gleichermaßen. Aufgabe wird sein, die Attraktivität der Freien Berufe noch besser herauszustellen. Zusätzliche Impulse kann eine gezielte Nachwuchsförderung etwa durch Mentoringprogramme in den freiberuflichen Praxen, Kanzleien, Büros und Apotheken bringen. Auch in puncto schulischer Berufsorientierung ist es wichtig, die freiberufliche Selbstständigkeit als Erwerbsform einzuflechten. Daran knüpft an, die Selbstständigkeit ebenfalls im Studium als Erwerbsform zu bewerben und das dafür erforderliche Rüstzeug wie Personalführung, Grundkenntnisse der BWL oder berufsbezogenes Wissen für Selbstständige zu vermitteln. Überdies muss auch die Auskömmlichkeit sichergestellt sein. Zudem gilt es, wirksame Konzepte zur Bekämpfung des Fachkräftemangels zu entwickeln. Auch müssen insbesondere im Gründungsprozess unnötige bürokratische Hürden abgebaut werden, etwa durch die Bündelung administrativer Prozesse. Grundsätzlich unterstützt der BFB die Bemühungen der Bundesregierung, die Wirtschaft von Verwaltungslasten zu befreien.

Für eine Kultur der Selbstständigkeit ist entscheidend, für eine größere gesellschaftliche Wertschätzung des Unternehmertums auch in Freien Berufen zu sorgen. Dies hat noch eine zusätzliche Facette: Statt auf mehr Staat zu setzen, ist die Politik gut beraten, in die Potenziale der Freien Berufe zu vertrauen, diese zu nutzen und nicht auszuhöhlen.“

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Zum Jahresbeginn 2023 betrug die Zahl der selbstständigen Freiberuflerinnen und Freiberufler 1.471.000. Damit bleibt der Wert gegenüber dem Vorjahr stabil.

Einen Zuwachs verzeichneten die technisch-naturwissenschaftlichen Freiberuflerinnen und Freiberufler von 292.000 auf 295.000 Personen, plus ein Prozent. Es folgen die rechts-, wirtschafts- und steuerberatenden Freiberuflerinnen und Freiberufler, sie wuchsen von 404.000 auf 405.000 Personen, plus 0,25 Prozent. Die Zahl der freien Heilberufe stagniert bei 431.000 Personen, die freien Kulturberufe zählen nach 344.000 jetzt 340.000, minus 1,2 Prozent.

Der Anteil der Freiberuflerinnen und Freiberufler an allen Selbstständigen beträgt konstant 38 Prozent.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg merklich, von 4.071.000 zum 1. Januar 2022 auf 4.203.000. Das sind 132.000 Personen mehr oder plus 3,2 Prozent. Die Zahl der Auszubildenden nahm leicht zu von 129.100 auf 129.600. Die Zahl der mitarbeitenden, nicht sozialversicherungspflichtigen Familienangehörigen stieg von 315.000 auf 317.000 Personen, plus 0,6 Prozent.

Insgesamt arbeiten derzeit 6.120.600 Menschen bei den Freien Berufen oder sind selbst selbstständige Freiberuflerin oder selbstständiger Freiberufler – plus 2,25 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 5.986.100.

Hinweis:
Die Statistik zu den Selbstständigen in den Freien Berufen zum Stichtag 1. Januar 2023 hat das Institut für Freie Berufe in Nürnberg (IFB) für den BFB erhoben.