Statements

BFB-Präsident Prof. Dr. Wolfgang Ewer zu den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen bei den Freien Berufen

„Die Corona-Krise darf nicht zu einer tiefgreifenden Ausbildungskrise werden. Wir müssen alle Kräfte aufbieten, um möglichst vielen jungen Menschen ihren beruflichen Start durch eine Ausbildung zu ermöglichen und um möglichst viele Ausbildungsbetriebe auch in den Freien Berufen in ihrem wertvollen Engagement zu unterstützen. Die Auszubildenden von heute sind schließlich die Fachkräfte von morgen.

Auch bei den Freien Berufen sind die coronabedingten Folgen spürbar: Zum Stichtag 30. September 2020 wurden 6,7 Prozent Ausbildungsverträge weniger abgeschlossen als zum Vorjahreszeitpunkt. In absoluten Zahlen wurden bei den Kammern der Freien Berufe zum 30. September 2020 43.240 neue Ausbildungsverträge registriert, zum Vorjahreszeitpunkt waren es 46.326. In den alten Bundesländern wurden 38.535 erfasst, ein Minus von 6,7 Prozent. In den neuen Ländern wurden 4.705 Ausbildungsverträge verzeichnet, ein Minus von sechs Prozent.

Mit dem Bundesprogramm „Ausbildungsplätze sichern“ unterstützt die Bundesregierung ausbildende Mittelständler bis 249 Mitarbeitern und mithin auch Freiberufler. Doch hier gibt es einen gravierenden Konstruktionsfehler, der einen Einbruch bei der Ausbildung befördert. Die Maßnahmen dieses Programmes gelten ausschließlich für Betriebe, die bereits im April und Mai von der Krise betroffen waren. Diejenigen KMUs, die erst danach in eine Notlage geraten sind, fallen durchs Raster. Aber auch sie sollten wir zusätzlich motivieren, ihr Ausbildungsengagement aufrechtzuerhalten oder zu erhöhen. Die Voraussetzungen der Betroffenheit in bestimmten Abstufungen sollten entfallen. Diesen Konstruktionsfehler hat die Bundesregierung auf anderem Terrain, bei der Überbrückungshilfe, nunmehr beseitigt. Also sollte auch hier eingespiegelt werden, dass die Krise fortdauert.

In einer solchen Situation mit großer Gefahr für den Erhalt der Ausbildungsleistungen muss alles mobilisiert werden, jeder Betrieb, der mehr tut als bisher und damit entlastet, sollte gefördert werden. Bei der Überbrückungshilfe geht es um das Ziel des wirtschaftlichen Überlebens, hier geht es darum, alle Ressourcen, und die können zum größten Teil nur bei den „gesunden“ Betrieben liegen, zu mobilisieren.“

 

Berlin, 12. November 2020