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Dr. Hofmeister: „Die wirtschaftliche Krise hinterlässt Spuren auch bei den Freien Berufen.

„Lediglich rund vier von zehn der befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut. Auch der Blick in die Zukunft bleibt verhalten: Rund jede, jeder vierte der Befragten erwartet in den kommenden sechs Monaten eine ungünstigere Entwicklung. Die wirtschaftliche Krise in Deutschland hinterlässt Spuren – auch in den freiberuflichen Tätigkeitsfeldern,“ so BFB-Präsident Dr. Stephan Hofmeister zu den Ergebnissen der Umfrage

„Trotz der angespannten Lage plant immerhin noch jede, jeder Achte, innerhalb der nächsten zwei Jahre neues Personal einzustellen, während rund zwei Drittel ihren Mitarbeiterstamm halten möchten“, so Dr. Hofmeister. Diese Entwicklung setze einen positiven Trend fort, der sich bereits in den jüngsten Zahlen der Freiberufler-Statistik widerspiegele. Zwischen dem 1. Januar 2023 und dem 1. Januar 2024 ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten bei den Freien Berufen um 1,76 Prozent gestiegen.

„Für die Zukunft sehen die Befragten die politischen Rahmenbedingungen als wichtigsten Einflussfaktor für ihre Tätigkeit. An zweiter Stelle steht die Gewährleistung wirtschaftlicher Tragfähigkeit, die sich in vielen Bereichen bei erheblich steigenden Kosten, die nicht weitergeben werden können, immer weiter verschlechtert hat.

Auch wenn das Ende der Ampelkoalition und dessen Folgen im Befragungszeitraum noch nicht absehbar waren, ist die Kernbotschaft eindeutig: Wir brauchen wieder politische Verlässlichkeit, um künftig Wachstum und Stabilität, um unsere Leistungen für die Gesellschaft nachhaltig zu sichern.

Anstatt auf eine stärkere Einmischung des Staates zu setzen, sollte die Politik auf die Potenziale der Freien Berufe vertrauen, diese fördern und stärken, statt sie infrage zu stellen und zu beschneiden. Wir benötigen politische Rahmenbedingungen, die es Freiberuflerinnen und Freiberuflern im Sinne von ‚Freiheit in Verantwortung‘ ermöglichen, ihren Handlungsspielraum stärker zu nutzen und so ihr volles Potenzial zu entfalten. Für die Freien Berufe, auch das untermauert unsere Umfrage, ist das Vertrauensverhältnis zu ihren Patientinnen, Mandanten, Klientinnen und Kunden zentral, ebenso wie ihre fachliche Kompetenz und Unabhängigkeit. Hierbei spielt die Selbstverwaltung der Freien Berufe die entscheidende Rolle: Sie gewährleistet Unabhängigkeit, sichert Qualität und garantiert hohe Standards im Interesse der Allgemeinheit

Und dies reicht weiter, als bislang im öffentlichen Fokus diskutiert wird: Gerade die Freien Berufe – wie schon in früheren Krisen bewiesen – tragen maßgeblich zur Resilienz der Gesellschaft und Wirtschaft bei. Wir sichern insbesondere die Daseinsvorsorge sowie Infrastruktur und stärken demokratische Werte durch unsere unabhängige Expertise und verantwortungsbewusstes Handeln. Die Freien Berufe sind unverzichtbar, wenn es darum geht, Krisen zu bewältigen und das Gemeinwohl langfristig zu sichern.“

Ergebnisse der BFB-Konjunkturumfrage Winter 2024 im Einzelnen: 

Aktuelle Geschäftslage
Ihre aktuelle Geschäftslage schätzen 40,8 Prozent der befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler als gut ein, 43,6 Prozent als befriedigend und 15,6 Prozent als schlecht. Verglichen mit den Vorjahreswerten verbessert sich die Stimmung nur leicht: Im Winter 2023 beurteilten 38,1 Prozent der Befragten ihre Lage als gut, 43,6 Prozent als befriedigend und 18,3 Prozent als schlecht.

Insgesamt bewerten die befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler ihre aktuelle Lage etwas besser als im Vorwinter. Allerdings zeigt sich ein differenziertes Bild: Die rechts-, steuer- und wirtschaftsberatenden Freiberuflerinnen und Freiberuflern beurteilen ihre Lage mehrheitlich als noch gut, gefolgt von den technisch-naturwissenschaftlichen freien Berufen. Deutlich gedämpfter ist die Stimmung bei den freien Kulturberufen. Noch skeptischer sind die freien Heilberufe.

Sechs-Monats-Prognose
10,5 Prozent erwarten eine günstigere Entwicklung, 62,7 Prozent einen gleichbleibenden und 26,8 Prozent einen ungünstigeren Verlauf. Auch hier verändern sich die Werte gegenüber dem Vorwinter leicht ins Positive. 9,5 Prozent rechneten seinerzeit mit einer günstigeren, 52,5 Prozent mit einer gleichbleibenden und 38 Prozent mit einer ungünstigeren Entwicklung. Da aktuell deutlich mehr Freiberuflerinnen und Freiberufler einen ungünstigeren statt einen günstigeren Verlauf befürchten, ergibt sich eine negative Geschäftserwartung.

Konjunkturbarometer
Die aktuelle Geschäftslage wird von den Freien Berufen deutlich besser bewertet, als dies gesamtwirtschaftlich der Fall ist. Allerdings sind die Geschäftserwartungen der Freien Berufe gleichermaßen negativ, wie es auch die Gesamtwirtschaft abbildet. Hieraus ergibt sich – im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft – ein leicht positives Geschäftsklima.

Personalplanung
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Anteil derer, die davon ausgehen, innerhalb der nächsten zwei Jahre mehr Beschäftigte in ihrem Unternehmen zu haben, um 4,9 Prozentpunkte auf 12,2 Prozent verringert. Gleichzeitig ist aber auch der Anteil derer, die damit rechnen, weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu beschäftigen, um 7,4 Prozentpunkte auf 20,1 Prozent gefallen. Mit einem gleichbleibenden Mitarbeiterstamm rechnen 67,7 Prozent der Befragten. Hier ergibt sich eine Zunahme um 12,3 Prozentpunkte.

Die freiberufliche Selbstständigkeit beeinflussende Faktoren
Hier rangieren die politischen Rahmenbedingungen weiterhin auf Platz eins, rückt die ausreichende Auskömmlichkeit auf Platz zwei vor, gefolgt von den Einwirkungen der Digitalisierung auf die freiberuflichen Geschäftsfelder.

Freiberufliche Werte
Das Vertrauensverhältnis zu ihren Patientinnen, Mandanten, Klientinnen und Kunden ist für 99,3 Prozent der befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler besonders wertvoll. Für fast ebenso viele (99,2 Prozent) ist es substanziell, ihre fachliche Kompetenz zu sichern, und für wiederum 96,9 Prozent ist ihre fachliche Unabhängigkeit zentral.

Über die Umfrage
Repräsentative Umfrage des Instituts für Freie Berufe (IFB) im Auftrag des BFB vom 26. September bis 27. Oktober 2024 unter knapp 1.800 Freiberuflerinnen und Freiberuflern zur Einschätzung ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage, der voraussichtlichen Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten, ihrer Personalplanung und freiberuflichen Werten.