„Vorangegangene Umfragen haben bereits vorgezeichnet, was die jüngste Statistik schwarz auf weiß zeigt: In krisenhaften Zeiten leidet der Gründergeist weiter. So ist die Gründungsdynamik der Freien Berufe leicht gedämpft, das zweite Mal in Folge: Im Schnitt der zurückliegenden zehn Jahre gab es ein Plus von rund 2,2 Prozent. Nach 0,6 Prozent von 2020 auf 2021 stieg die Zahl der selbstständigen Freiberuflerinnen und Freiberufler zum 1. Januar 2022 um 0,8 Prozent. Dabei ist der Weg in die Selbstständigkeit bei den Freien Berufen aber immer noch überdurchschnittlich ausgeprägt. Denn während die Zahl aller Selbstständigen kontinuierlich abnimmt, steigt der Anteil der Freien Berufe an allen Selbstständigen weiter, von zuvor 37 Prozent auf derzeit 38 Prozent“, so BFB-Präsident Friedemann Schmidt.
Und sagt weiter: „Der Rekordwert von rund vier Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, das sind rund 300.000 Personen mehr als im Vorjahr, belegt, dass die Freiberuflerinnen und Freiberufler für ihre Teams ebenso attraktive wie zuverlässige Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sind. Überdies zeigt dieses Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahreswert einen Nachholeffekt nach einer zurückhaltenden Personalpolitik während der Coronakrise und dass die Freien Berufe dem Fachkräftemangel nach Kräften gegensteuern.
Dieser dürfte sich weiter verschärfen. Denn grundsätzlich steigt die Nachfrage nach freiberuflichen Vertrauensdienstleistungen im Zuge der Tertiärisierung weiter an und werden die Freien Berufe mit ihren Teams immer bedeutsamer für die Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft. Ob Energiewende und Klimaschutz, die Schaffung bezahlbaren Wohnraums oder die Versorgung einer immer älter werdenden Bevölkerung im Zuge des demografischen Wandels, die Herausforderungen, vor denen wir alle stehen, sind enorm.
Freiberuflerinnen und Freiberufler werden irgendwann nicht mehr anständig arbeiten können, wenn es zu wenige Fachkräfte gibt. Und dann fehlt nicht nur ein Produkt im Regal, sondern eine auch gesellschaftlich relevante Dienstleistung. Können diese nicht erbracht werden, droht zudem ein Dominoeffekt, der sich auch auf andere Branchen auswirkt. Die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ist nur mit möglichst reibungslosen Abläufen stemmbar, die wiederum ein feines Zusammenspiel der Branchen erfordern. Wenn einzelne Zahnräder aufgrund von fehlenden Fachkräften nicht ineinandergreifen können, kommt es zu einer unnötigen Verlangsamung oder gar zum Stillstand des gesamten Prozesses.“
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Zum Jahresbeginn 2022 kletterte die Zahl der selbstständigen Freiberuflerinnen und Freiberufler auf 1.471.000. Das sind plus 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 1.459.000 Personen.
Den größten Zuwachs verzeichneten dabei die freien Kulturberufe von 340.000 auf 344.000 Personen, plus 1,2 Prozent. Es folgen die technisch-naturwissenschaftlichen Freiberuflerinnen und Freiberufler, sie wuchsen von 289.000 auf 292.000 Personen oder plus ein Prozent. Die Zahl der freien Heilberufe stieg von 427.000 auf 431.000, plus 0,9 Prozent. Zu den rechts-, wirtschafts- und steuerberatenden Freiberuflerinnen und Freiberuflern zählen nach 403.000 jetzt 404.000 Personen, plus 0,25 Prozent.
Der Anteil der Freiberuflerinnen und Freiberufler an allen Selbstständigen ist angewachsen, von 37 auf 38 Prozent.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kletterte nennenswert, von 3.766.000 zum 1. Januar 2021 auf 4.071.000 zum 1. Januar 2022. Das sind 300.000 Personen mehr oder plus acht Prozent. Die Zahl der Auszubildenden nahm leicht zu von 129.000 auf 129.100. Die Zahl der mitarbeitenden, nicht sozialversicherungspflichtigen Familienangehörigen stieg von 314.000 auf 315.000 Personen, plus 0,3 Prozent.
Insgesamt arbeiten nach zuvor 5.668.000 Personen nunmehr 5.986.100 Personen bei den Freien Berufen oder sind selbst selbstständige Freiberuflerin oder selbstständiger Freiberufler.