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Schmidt: „Gründungspotenzial von Freiberuflerinnen nutzen.“

Auftakt zur „Web-Convention – Frauensache: Unternehmen gründen“ Sonderauswertung der BFB-Konjunkturumfrage zu freiberuflichen Gründerinnen

„Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag ein Maßnahmenbündel formuliert, um die Startvoraussetzungen für Gründerinnen und Gründer zu optimieren. Dies begrüßt der BFB, der für 2022 die Gründung als Jahresschwerpunkt fokussiert. Ein vitales Gründungsklima ist kein Selbstläufer. Gründergeist und Selbstständigkeit haben durch die Krise gelitten. Das zeigt auch unsere letzte Konjunkturumfrage, durchgeführt vom Institut für Freie Berufe, zu der uns jetzt eine Sonderauswertung zu freiberuflichen Gründerinnen vorliegt“, so BFB-Präsident Friedemann Schmidt.

Und sagt weiter: „Danach gründeten Freiberuflerinnen mit 84,3 Prozent häufiger neu als Männer (66,8 Prozent). Männer übernahmen mit 15,8 Prozent häufiger einen Betrieb als Frauen (9,5 Prozent). Dies liegt teils am guten Gespür der freiberuflichen Gründerinnen für innovative Geschäftskonzepte, auch bedingt durch neue Berufsbilder im Zuge der Tertiärisierung. Überdies dürfte auch der Reiz der Selbstständigkeit wegen flexiblerer Zeiteinteilung eine Rolle spielen.

Grundsätzlich tragen Freie Berufe überdurchschnittlich zur Gründungsdynamik bei. Der Aufwärtstrend bei der Zahl der selbstständigen Freiberuflerinnen und Freiberufler ist ungebrochen. Aktuell gibt es knapp 1,46 Millionen, vor zwanzig Jahren waren es mit 739.000 halb so viele. In den meisten Freien Berufen ist die Selbstständigkeit beispielsweise durch die unabhängige Berufsausübung vorprogrammiert, weil viele Berufsbilder per se auf eine selbstständige Ausübung angelegt sind. In der gesamten Wirtschaft sind unter den Gründenden etwa knapp zwei Drittel Männer und gut ein Drittel Frauen. Der Frauenanteil an den Gründungen in Freien Berufen liegt laut Zahlen des Instituts für Mittelstandsforschung IfM Bonn bei 52,8 Prozent. Dies dürfte so bleiben, auch weil die Zahl der gut gebildeten Frauen, speziell der Akademikerinnen, in der Bevölkerung tendenziell steigt.

Der Anteil der Frauen an den Selbstständigen ist in vielen Freien Berufen höher als im Durchschnitt der Selbstständigen insgesamt. Wo schon viele Frauen sind, gibt es eben auch viele Vorbilder, für deren Berufsbilder entscheiden sich wiederum andere Frauen. Die Politik ist mithin gut beraten, das Gründungspotenzial von Freiberuflerinnen mit zielgerichteten Impulsen zu flankieren. So sollten die Fördermöglichkeiten für Gründerinnen besser beworben und offensiver publik gemacht werden. Für sie wie für Gründer gilt es, für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf die Kinderbetreuung weiter auszubauen und qualitativ gut aufzustellen. Überdies sollte die gesellschaftliche Wertschätzung von Unternehmertum und Selbstständigkeit besser gefördert werden. Deutschland braucht mehr Gründergeist und Lust auf Selbstständigkeit. Als erste Zielgruppe adressiert der BFB junge Frauen mit zwei Veranstaltungen, weitere Formate folgen.“

Über die Veranstaltung:
Der BFB und die Zeitschrift EMOTION laden unter dem Format-Namen „BFB-Web-Convention – Frauensache: Unternehmen gründen“ zu ihrer gemeinsamen zweiteiligen Web-Convention ein. Hier lesen Sie das Programm für den 17. Februar 2022 und den 17. März 2022. Hier können sich Interessierte anmelden.

Ergebnisse der Sonderauswertung: Freiberufliche Gründerinnen

Finanzierung
Freiberuflerinnen hatten einen geringeren Finanzbedarf als ihre männlichen Kollegen. So haben von den weiblichen Befragten 60,4 Prozent Finanzhilfen von höchstens 10.000 Euro in Anspruch genommen, während von den männlichen Teilnehmern dies nur 40,7 Prozent berichten.

Auf der anderen Seite hatten insgesamt 48,3 Prozent der Männer einen Finanzbedarf von über 20.000 Euro (30,5 Prozent benötigten sogar mehr als 50.000 Euro), während es bei den Frauen lediglich 28,3 Prozent (beziehungsweise 19,4 Prozent) sind.

Vorbereitung
Männer fühlten sich mit einem entsprechenden Anteil von 61,8 Prozent besser auf die Selbstständigkeit vorbereitet als Frauen, von denen dies nur 48,2 Prozent berichten.

Coronakrise und Selbstständigkeit
a) Veränderung der eigenen Einstellung zur Selbstständigkeit:
Bei Freiberuflerinnen wurde die Einstellung zur Selbstständigkeit durch die Pandemie in größerem Umfang beeinträchtigt als bei ihren männlichen Kollegen. So ist sie bei 55 Prozent der Frauen gleich geblieben, hat sich aber bei insgesamt einem Drittel (33,2 Prozent) verschlechtert. Bei Männern hingegen hat sich die Haltung zur Selbstständigkeit bei 66,4 Prozent nicht verändert und nur bei 20 Prozent hat sie sich negativ entwickelt.

b) Einschätzung der gesellschaftlich-politischen Sicht auf Selbstständige:
Männer sind im Vergleich zu Frauen etwas negativer eingestellt: Von den Freiberuflerinnen meinen insgesamt acht Prozent, dass sich die Stimmung verbessert hast, während insgesamt 44,6 Prozent eine (deutlichen) Verschlechterung feststellen. Bei ihren männlichen Kollegen berichten nur vier Prozent von einer Verbesserung, jedoch sind 50,6 Prozent der Ansicht, dass sich die Stimmung (deutlich) verschlechtert hat.

Über die Konjunkturumfrage Winter 2021
Diese Zahlen stammen aus einer Sonderauswertung der repräsentativen Umfrage des Instituts für Freie Berufe (IFB) im Auftrag des BFB vom 20. September bis 7. November 2021 unter rund 1.220 Freiberuflerinnen und Freiberuflern zur Einschätzung ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage, der voraussichtlichen Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten, ihrer Personalplanung und Kapazitätsauslastung. Im Sonderteil wurden Gründungen in den Freien Berufen in den Blick genommen.